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Waldschrats Abenteuerküche 10. Leseprobe: Seite 53 - 60

Am nächsten Morgen wartet die Katze schon darauf, dass Erwin ihr die Tür öffnet. Sie huscht raus und Erwin inspiziert gleich Flur und Küche, ob die Katze irgendwo hingemacht hat; hat sie nicht. Erwin beginnt damit, den Schornstein hochzuziehen. Mitte der Woche baut er sich aus Böcken und dicken Brettern eine Rüstung, hievt den Mörtelkübel hoch und stapelt sich daneben immer 12 Ziegelsteine, die er dann vermauert. Am Freitag Vormittag fährt Eichenkötter mit seinem Trecker und dem Anhänger voll Bauholz auf den Hof. Die Männer stapeln Kanthölzer, Bohlen und Dachlatten fein säuberlich und sortiert über-einander. »Ganz schön schwer, der Polter«, knurrt Eichenkötter; er ist auch nicht mehr der Jüngste. Nach der Schinderei trinken die Beiden ein Bier am Gartentisch in der Sonne. Als Eichenkötter mit seinem Trecker wieder davon tuckert, mauert Erwin noch einige Schichten am Schornstein hoch, denn am Sonnabend will er probeheizen.
Am Sonnabendmorgen, der Schornstein hat noch nicht seine endgültige Höhe erreicht, aber Erwin will wissen, ob er zieht, hackt er Erlenholz. Als erste trifft die Elfe ein.
»Mensch Erwin, am frühen Morgen schon so fleißig. Startet unser Probeheizen?«
»Na klar, der Schornstein wird zwar noch einige Lagen höher, aber heute muss er zeigen, ob er richtig zieht. Wenn nicht, habe ich Pech gehabt.«
»Das wird schon Erwin. Und zur Feier des Tages steht heute Fisch auf der Tagesordnung. Ich war beim Fischer Friedrich Busemann und habe uns einen Hecht gekauft. Zum Abend gibt es noch Garnelen in Honig.«
»Fischt Busemann jetzt schon in der Nordsee?«
»Nee, die Garnelen sind aus dem Supermarkt.«
Erwin schleppt zwei große Apfelkörbe voll Holz vor den Backofen und holt aus dem Holzschuppen trockene Birkenrinde. Er ist aufgeregt, steckt sich einen Zigarillo an und geht vor dem Ofen auf und ab. Die drei Frauen treffen gemeinsam auf ihren Fahrrädern ein.
»Juhu Erwin, heute ist Feuertaufe.« Berta hat rote Wangen vom Fahrradfahren. Ihr buntes Leinenkleid flattert im Fahrtwind, die schwarz-gelb geringelten Socken hat sie eingemottet, ihre nackten Waden lechzen nach Sonne. Suse trägt ihren grünen Hosenanzug und Pias Haare und Lippen glänzen heute besonders rot, findet Erwin. Die Frauen packen in der Küche ihre Taschen aus und Erwin bestückt Backofen und Kochhexe mit kleinem Anmachholz. Dann kramt er sein Sturmfeuerzeug aus der Hosentasche und ruft die Frauen. »Es kann losgehen, ich zünde jetzt an.«
Die Birkenrinde brennt unter dem Holz im Backofen und entfacht das Feuer am dünnen Erlenholz, Erwin legt einige dickere Scheite obenauf. Die Frauen stehen gebückt hinter dem knienden Erwin und schauen gebannt in die Feuerluke. Ein wenig Rauch schlägt aus ihr zurück und verzieht sich dann aber wieder in den Ofen.
»Das ist normal beim Anheizen«, sagt Erwin. Er steht auf und schaut zum Schornstein. Dünner Rauch kräuselt empor, Erwin zündet seinen ausgegangenen Zigarillo wieder an und stößt ebenfalls eine Rauchwolke aus.
»Mädels, lasst euch umarmen, der Backofen zieht, die Hexe wird es uns auch gleich zeigen.«
Pia ist die Erste, die Erwin in den Arm nimmt, dann Suse und Berta. Die holt aus ihrer Schürze eine Flasche Ingwerlikör und ein Schnapsglas, gießt es voll und hält es Erwin hin. »Du musst ihn taufen, schütte den Likör in den Ofen.« Die Elfe schwirrt um den Ofen und landet vor Erwin. »Genau, sonst ist hier nix von Dauer.«
Erwin schüttet, es zischt und dampft kurz, aber der Duft verzieht sich durch den Schornstein. Suse klatscht in die Hände. Nun zündet Erwin Birkenrinde im Feuerraum der Kochhexe an und schaut gespannt, ob Rauch zurückschlägt und wie sich die Flammen verhalten. Nur wenig Rauch kommt aus der Feuerluke, der sich auch wieder verzieht und die Flammen lodern in Richtung Fuchs. Erwin legt noch einige Scheite ins Feuer und richtet sich auf, geht um die Kochhexe herum und tätschelt den gemauerten Fuchs. »Das machst du gut, Kumpel.« Berta hat das Schnapsglas wieder gefüllt, Erwin schüttet den Ingwerlikör auf die dicken Eisenplatte der Kochhexe. Ein süßlicher Duft nach verbranntem Ingwer steigt auf, die Platte ziert ein Fleck. »Der verschwindet mit der Zeit wieder.« Erwin breitet seine Arme aus. »Lasst uns feiern!«
Zur Feier des Tages legt Suse eine Tischdecke auf den Gartentisch, Erwin klappt die Stühle auf, Pia holt aus der Küche Brettchen, Ziegenkäse und Brot und Berta kommt mit Rotwein und Bechern. Hedwig holt ihr Rezeptbuch aus der Tasche und legt es auf den Tisch, die Katze kommt aus Richtung Hühnerstall dazu. Plötzlich halten alle inne – der Hahn kräht.
»Das erste Kikeriki, wenn das kein gutes Zeichen ist.« Erwin gießt Rotwein ein und Berta Ingwerlikör, Pia schneidet Käse und Suse das Brot. Die Katze legt sich entspannt in die Sonne, den Plopp der Rotweinflasche hat sie nicht gehört, die hatte Berta schon in der Küche geöffnet. Hedwig steigt auf und macht mit ihrem Handy Fotos von der feiernden Gesellschaft und dem qualmenden Schornstein.
»Hedwig, du hast ja auch ein Handy, zeig mal her.«
»Nix da, das ist nichts für deine großen Mollpoten. Ihr könnt aber alle mal schauen und zukünftig werden wir unsere Kochabenteuer dokumentieren.«
»Dokumentieren«, feixt Pia. Alle schauen sich die Fotos an, die Hedwig geschossen hat und sogar ein kurzes Video.
»Da schau her, unsere Drohne Hedwig.« Berta füllt Rotwein nach. Bald sind zwei Flaschen leer, Brot und Käse sind aufgegessen, das Feuer im Ofen ist erloschen.
»Ich schwirre dann mal in die Küche, das Essen zubereiten, wer hilft mir?«
»Das ist mein Wochenende«, sagt Berta, »ich helfe dir. Und ihr besauft euch nicht. Vertretet euch lieber die Beine und schaut, was im Garten schon sprießt.«
»Erwin«, ruft die Elfe noch von der Haustür, »heize noch mal die Kochhexe an, ich möchte dort das Gemüse und den Couscous aufsetzen.«

Die Elfe und Berta bereiten in der Küche alles vor, rösten Korianderkörner an, schneiden Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten. Die Aroniabeerensträucher neben dem Backofen tragen Knospen, Petersilie und Oregano grünen und die Katze liegt wieder vor dem Hühnerstall und beobachtet die Pitten. Erwin heizt die Kochhexe noch einmal an, gerade rechtzeitig, bevor Hedwig und Berta mit den Töpfen kommen. Der Fisch gart im Küchenherd. Es dauert eine Weile, bis die Kochhexe auf Temperatur ist und das Wasser für den Couscous kocht, Berta schwitzt in der Pfanne Zwiebeln und Knoblauch an und schmort dann die Tomaten.
Nach dem Essen hackt Erwin wieder Holz, denn am Abend möchte Hedwig noch etwas auf der Kochhexe bruzzeln. Berta und Suse haben sich einen Liegestuhl aus dem Schuppen geholt und Pia sitzt auf einem Holzschemel mit der Katze vor dem Hühnerrevier. Der Hahn Giuseppe beäugt argwöhnisch Pias roten Schopf, dann kräht er wieder.

Fisch in Korianderkruste

Ein ganzer Fisch oder Fischfilets
6 TL Korianderkörner
1 TL grobes Meersalz
1 TL Erotic-Curry
Olivenöl
Weißwein
1 Zitrone

Die Korianderkörner anrösten, abkühlen lassen und zusammen mit Salz im Mörser zerstoßen, Erotic-Curry dazu geben.
Den Fisch in der Mischung wälzen, in eine mit Öl ausgestrichene Kasserolle legen und zugedeckt im Ofen 20 bis 25 Minuten schmoren, bei einem ganzen Fisch dauert es je nach Größe länger.
Vor dem Servieren mit Weißwein ablöschen und kurz köcheln lassen, dann den Fisch mit Zitronensaft beträufeln.

Dazu passen Tomaten, mit Zwiebeln und Knoblauch geschmort, oder Mangold und Couscous mit Butter.

Als die Sonne am späten Nachmittag an Wärme verliert, heizt Erwin nach der Kochhexe auch den Backofen an, denn das Gemäuer muss trocknen. Hedwig steht an der Kochhexe und bereitet das Abendessen zu, sie findet zunehmend Gefallen am Abenteuerkochen. Die Frauen stellen Windlichter und einen großen dreiarmigen Kerzenhalter mit dicken Stumpenkerzen auf den Tisch und dekorieren ihn mit Fichtenwipfeln. Erwin prüft mit der Hand die Wärme der Backofenwölbung; da wird er noch eine dicke Schicht Lehm als Wärmedämmung aufbringen, aber erst, wenn ein Dach darüber ist.
Später, als alles aufgegessen und die zweite Flasche Rotwein geöffnet ist, frischt es auf, der Abendwind lässt die Tischdecke flattern und die Flammen der Kerzen neigen sich gen Osten. Seelenruhig und freudig über den gelungenen Tag trinken die Frauen ihren Wein aus, Erwin holt sich noch einen Knob-lauchschnaps und Zigarillo. Pia und Suse treten die Heimfahrt an, Hedwig sitzt auf dem Gepäckträger von Pias Klappfahrrad, die roten Rücklichter verschwimmen langsam in der Abenddämmerung. Berta legt die Tischdecke zusammen, die Rotwein- und Wachsflecken zieren. Erwin schließt die Hühnerklappe, tätschelt nochmal den Backofen und geht in die Küche, wo Berta das Geschirr zusammenräumt, die Katze liegt schon in ihrer Kiste.

Garnelen in Honig glasiert

225 g gekochte Garnelen
1 EL Olivenöl
2 EL Fischsauce
1 EL Honig
2 TL frischer Oregano
schwarzer Pfeffer

Öl, Fischsauce und Honig in einer Kasserolle erhitzen und die Garnelen dazu geben, ca. 6 Min. sautieren und wieder heraus schöpfen.
Die Sauce reduzieren und mit Oregano abschmecken, über die angerichteten Garnelen gießen und mit Pfeffer bestreuen. Dazu Baguettes oder Weißbrot reichen.

© Christian Koch

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