artale.de
  Startseite |   Mattmanns Blues |   Lieder & Lyrics |   Holzbackofen |   Abenteuerkochen |   Kontakt |   Impressum |   Datenschutz |

Waldschrats Abenteuerküche 2. Leseprobe: Seite 11 - 14

Bereits am nächsten Sonnabend schwebt die Elfe in Erwins Küche, zieht ein kleines Notizbuch aus ihrer Manteltasche und legt es auf den Tisch. Das Notizbuch hat Flecken und Eselsohren vom vielen Gebrauch. Erwin hat schon einige Zutaten bereitgestellt. Aber ersteinmal zeigt er Hedwig eine Skizze.

Hedwig schaut auf die Skizze, hält den Kopf ein wenig schief und fragt dann: »Was bedeutet Fuchs?«
»Das ist der Rauchabzug von der Hexe in den Schlot vom Backofen.«
»Raffiniert - und das funktioniert?«
»Muss.«
»Und wenn nicht?«
»Dann wird er abgerissen und steiler gemauert, aber eigentlich reicht eine geringe Neigung aus.«
»Erwin, du glaubst aber wirklich immer an dich.«
»Ja, muss ich als Waldschrat. Wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich es mir ausdenke, dann korrigiere ich das - heimlich, ohne Publikum.«
»Verstehe, aber ich habe dich immer im Blick.«
»Du darfst das auch, du hältst ja dicht.«
»Danke. Dann bauen wir das so, wie du es vorhast.«
»Du baust mit? Wie denn?«
»Ich schwebe neben dir und halte den Zollstock, oder die Wasserwaage.«
»Gut, abgemacht.«
»Suse und Berta dürfen dann aber die Bauabnahme machen, mit Sekt und Konfekt.«
»Natürlich. Aber bis dahin ist es noch weit, lass mich erst einmal mit dem Bau beginnen.«
Erwin hebt seinen mit Rotwein gefüllten Keramikbecher und prostet Hedwig zu. Auch sie nimmt einen großen Schluck Rotwein, kramt dann in ihrer Umhängetasche und schlägt das Notizbuch auf. Die Wild-ente hat Erwin in die Spüle gelegt, daneben auf der Arbeitsfläche liegen Zwiebeln und eine Knolle Knoblauch, hinten an der Wand stehen ein Topf mit Petersilie, Schnittlauch und Minze. Die Elfe stellt eine Flasche Fischsauce dazu, ein kleines Fläschchen mit Rotweinessig und legt einen Streifen Speck, eine Packung Rosinen und gehackte Haselnüsse daneben.
»Jetzt dürften wir alle Zutaten beisammen haben, Öl, Salz und Pfeffer stehen im Regal. Auf geht es.«
Hedwig schaut wieder in ihr Notizbuch und liest die Zutatenliste laut vor.

Wildente im Haselnussmantel

1 Wildente
200g gehackte Haselnüsse
Olivenöl
2 kleine Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
Rosinen
Speck
Salz und Pfeffer
2 TL gehackte Petersilie, frisch oder getrocknet
2 TL gehackte Minze
1 ½ Tassen Rotwein
1 EL Rotweinessig
½ Tasse Fischsauce

»Die Ente füllen wir mit Zwiebel, Knoblauch, Rosinen und Speck, du kannst schon mal die Zwiebeln klein schneiden, ich mache den Speck.«
»Du bist ganz schön verfressen, Hedwig. Warum muss da noch Speck rein?«
»Rede nicht so mit mir, ich möchte doch keinen trockenen Vogel essen. Beim Fasan wickelt man den Speck herum, aber hier haben wir ja den Haselnussmantel, der das Austrocknen verhindert.«
»Na ja, war nicht so gemeint. Aber manchmal wundert es mich schon, dass du so schlank bleibst, bei dem, was wir beide alles schon vertilgt haben.«
»Elfen werden nicht dick, merk dir das, Erwin.«
»Stimmt auch wieder, dann könntest du nicht mehr fliegen und ich würde hier vereinsamen.«
»Wenn ich mal fett werde durch unsere Kocherei und nicht mehr fliegen kann, dann musst du mich mit deinem Handwagen abholen.«
»Abgemacht.« Erwin pellt Zwiebeln und Knoblauch, schneidet alles klein, spült dann die Ente noch einmal ab und legt sie in den Bratschaben. Beide füllen die Ente mit der Hälfte der gehackten Zwiebeln, Knoblauch, Rosinen und Speck bis sie voll ist, Hedwig verschließt sie mit einer Rouladennadel und gibt Salz und Pfeffer darüber. Dann schwitzt sie die restliche Zwiebel in Olivenöl an, gibt die gehackten Haselnüsse, Petersilie, Minze, Rotwein, Essig und Fischsauce dazu und lässt alles kurz aufkochen und dann reduzieren, bis der Sud dickflüssig ist. Mit diesem Sud übergießt sie die Ente im Bratschaben und schiebt diesen ohne Deckel in die Backröhre. Während die Ente schmirgelt, sitzen die beiden am Küchentisch und verfeinern Erwins Bauplanung, zwischendurch schöpft Hedwig ab und an Bratenfett über die Ente. Nach einer Flasche Rotwein hat Erwin eine ziemlich akkurate Materialliste erstellt, die Ente hat Farbe bekommen und Hedwig setzt Wasser für Kartoffelklöße auf.
Nach einem opulenten Mahl und einer weiteren Flasche Rotwein schlingert Hedwig in die kalte Luft des Frühlingsabends. Sie winkt Erwin zu und ruft:
»Halte schon mal den Handwagen bereit.«
Erwin sieht in der Ferne noch ihr Glimmern.


© Christian Koch

» zurück

Waldschrats Abenteuerküche