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Waldschrats Abenteuerküche 3. Leseprobe: Seite 15 - 20

Erwin fährt in den Baumarkt und kauft Pfostenbeton für die Fundamente, dann schlendert er durch das Gartencenter und entdeckt Aroniabeerensträucher. Er kauft vier Stück und pflanzt sie noch am Nachmittag als Abgrenzung zu seinem Bauplatz. Es wird dunkel, Erwin geht ins Haus und setzt sich mit seinen Baunotizen, die auf losen Zettel stehen, an den Küchentisch. Mit den Maßen von Mauerziegeln zeichnet er einen genauen Grundriss. Zufrieden schenkt er sich den Becher voll Rotwein ein und raucht einen Zigarillo. Danach errechnet er anhand der erforderlichen Ziegellagen von Ofen und Schlot die benötigte Menge an Mauerziegeln, es sind 926 Stück. Nach einem weiteren Becher Rotwein und zwei Stullen mit Wildschweinschinken geht er erschöpft und glücklich nach oben in sein Schlafzimmer, legt sich ins Bett und sehnt sich beim Einschlafen nach Hummelberta oder Suse.
Am nächsten Vormittag schlägt Erwin Holzpfähle für die Fundamente in die Erde, winkelt sie aus und spannt Maurerschnur. Dann holt er aus dem Schuppen Spaten und Schaufel und hebt das Fundament aus. Er sitzt am Abend wieder zufrieden am Küchentisch und streicht den Posten Fundamente ausheben auf seinen Notizen durch. Es klopft an der Haustür, Hedwig stattet ihm wieder einen Besuch ab. Sie begutachtet die Notizzettel auf dem Küchentisch.
»Da schau her, du hast ja schon angefangen.«
»Tja, der Zeitplan will eingehalten werden. Ich habe aber noch keine Idee, wo ich alte Mauerziegel herbekomme. Aber morgen fahre ich zu Eichenkötter, ob er mir das Bauholz gattern kann, vielleicht weiß der, woher ich welche bekommen kann.«
Hedwig zieht ihr Kochbuch der Antike aus ihrer Umhängetasche, legt es auf den Tisch und schlägt eine Seite auf. Mit dem Finger zeigt sie auf ein Rezept.
»Käsekuchen pikant. Den bereiten wir als Nächstes zu. Wir müssen uns nämlich auch mit den passenden Gerichten befassen und die ausprobieren. Du willst ja keine schnöden Allerleisachen kochen.«
»Na gut, das machen wir wieder am Wochenende, aber du musst die Zutaten besorgen, dazu habe ich keine Zeit.«

Die nächsten drei Tage schindert Erwin am Fundament. Der Rücken tut ihm weh und die kalte Frühlingsluft zaubert ihm Tropfen an die Nase, die er mit dem Ärmel abwischt. Jeden späten Nachmittag setzt er einen Topf Glühwein auf, der ihn aufwärmt und zufrieden schlafen lässt. So kann er auch den Posten Fundamente herstellen durchstreichen.
Tags darauf kommt Hedwig mit prall gefüllter Umhängetasche. Sie sieht den rot durchgestrichenen Posten auf dem Notizzettel und eilt sofort aus dem Haus, das Fundament zu betrachten.
»Du rackerst aber ganz schön Erwin, so hat es dich gepackt? Gut. Dann werden wir jetzt schauen, ob wir mit dem Rezept etwas anfangen können oder improvisieren müssen. Mach die Tür zu, es zieht, und gieß uns einen Rotwein ein, damit wir kreativ werden können.«

Antiker Käsekuchen pikant

500 g Ziegen- oder Schafskäse
130 g Mehl
1 Ei
1 EL Olivenöl
7 Lorbeerblätter

Hedwig liest aus dem Kochbuch vor:
»Den Käse in einer Schüssel zerbröseln, noch größere Brösel mit den flachen Händen kleinreiben, Mehl und Ei dazu tun und einen festen Teig kneten, zwischendurch das Olivenöl hinzugeben. Auf einem Backblech 7 bis 9 große Lorbeerblätter in einem Kreis, etwas kleiner als eine Tonschüssel, anordnen.«
»Warum das denn?«
»Na, ich denke, dass der Teig nicht ansetzt, die hatten ja damals noch kein Backpapier.«
»Ziemlich clever, die alten Griechen«
»Na, vielleicht haben ihnen das die Sibyllen eingeflüstert. So, aus dem Teig auf einem Brett einen flachen Kuchen formen, diesen auf den Lorbeerkreis legen und mit einer Tonschüssel abdecken. Backen, bis er goldbraun ist. Tja, einen Temperaturfühler hatten die auch noch nicht, keine Angabe, also müssen wir aufpassen. Das ist natürlich kein Kuchen, wie wir ihn kennen, sondern eine pikante Beigabe gewesen, wenn die hedonistischen alten Griechen und Römer ihre kulturellen und lukullischen Abende in auserwähltem Kreise abgehalten haben.«
»Tja, so ein Kreis sind wir ja auch.«
»Fehlt nur noch, dass du dichtest, Erwin.«
»Kommt auch noch.«
Erwin kramt einen runden Brottopf aus Steingut hervor und nimmt mit einem runden Holzbrett Maß, es hat ungefähr den Durchmesser wie der Topf. Die Elfe zerbröselt derweile den Käse und beide rühren und kneten dann abwechselnd den Teig. Den formt Hedwig auf dem Holzbrett zu einem runden flachen Etwas, Erwin legt die Lorbeerblätter auf dem Backblech aus und der Käsekuchen wandert abgedeckt mit dem Tontopf in den Herd. Beide sind nun gespannt auf das Ergebnis, Erwin knastert noch einen Zigarillo und Hedwig gießt Rotwein nach. Da klopft es an der Haustüre, die gleich darauf geöffnet wird und Berta Höhenrausch betritt die Küche.
»Da schau her, sitzen hier gemütlich und faulenzen. Draußen wird es Frühling und ihr heizt euch hier ein.«
»Tach Berta«, flötet die Elfe, »wir haben einen Käsekuchen in der Röhre und darüber hinaus sind wir kreativ am Arbeiten. Möchtest du einen Rotwein?«
»Na, immer. Kreativ? Ihr beide? Sprich.«
Berta setzt sich zu den beiden an den Küchentisch, Erwin holt einen Becher und Hedwig gießt ein. Dann zeigt sie auf die Skizze und den Notizzettel.
»Erwin baut einen Backofen nebst Kochhexe.«
»Kochhexe? Ich dachte immer, du kochst verzaubernd und nicht verhext, Hedwig.« Berta lacht laut und ihr Goldzahn blinkt im Funzellicht der Küchenlampe.
»Du fliegst gleich raus, Berta, wenn du stänkerst.«
Die Elfe faltet graziös ihre Flügel zusammen und schaut Berta böse an.
»War doch nicht so gemeint, erklärt mir das erst einmal genauer. Oh, das duftet hier aber. Was gibt es?«
»Antiken Käsekuchen nach pikanter Art.«
Hedwig schaut in den Ofen und dreht die Temperatur ein wenig runter. Erwin erklärt mittels der Skizze sein Vorhaben. Als Berta die Materialliste liest, tippt sie auf den Posten alte Ziegelsteine.
»Da weiß ich jemanden. Die alte Ziegelei ist doch im letzten Jahr verkauft worden, und neugierig wie ich bin, habe ich da vor einigen Tagen vorbeigeschaut. Pia hat die gekauft, scheint ganz in Ordnung zu sein, passt hier in unsere Gegend. Vielleicht kannst du Steine von dem verfallenen Anbau bekommen. Ich frage sie mal.«
»Berta, wenn wir dich nicht hätten, wie heißt die gute Frau weiter?«
»Pia Wollust.«
Hedwig hält sich die Hand vor den Mund und prustet, Erwin zieht eine Augenbraue hoch.
»Im Ernst? Oder verarschst du mich?«
»Die heißt wirklich so, aber du sollst sie ja nur wegen Ziegelsteinen fragen, hast doch mich und Suse.«
Während Berta ihren Weinbecher leer trinkt, zieht Hedwig das Backblech ein Stückchen aus dem Ofen, hebt mit einem Backhandschuh den Topf ein wenig an und lugt darunter. Sie nickt und stellt dann den Drehregler auf Null.
»Der Käsekuchen sieht goldgelb aus und wir sollten ihn jetzt probieren. Erwin, leg das runde Brett auf den Küchentisch.«
Erwin legt das Brett auf den Tisch und stellt Teller dazu, Hedwig nimmt das Blech aus dem Ofen, hebt den Brottopf ab und lässt dann den Käsekuchen vom Blech schräg auf das Brett gleiten, zwei Lorbeerblätter fallen dabei auf den Tisch. Es duftet in der Küche, Hummelberta zaubert aus ihrem Rucksack einen weitere Flasche Rotwein - »Tann-Mitbringsel« - und Erwin greift sofort zum Korkenzieher. Hedwig schneidet den Käsekuchen in 8 Tortenstückchen, die goldgelb und flach wie ein dicker Eierkuchen auf dem Holzbrett liegen.
»Ich bin gespannt, greift zu.« Die Augen der Elfe leuchten im schummrigen Küchenlicht.
Berta schiebt zwei Finger unter ein Stück und zieht ihre Hand jäh wieder zurück.
»Nee, ist noch zu heiß, da müssen wir warten oder mit Messer und Gabel essen.«
»So ein Stilbruch kommt mir nicht in die Hütte. Wir warten, bis er abgekühlt ist«, sagt die Elfe resolut.
»Sag mal, wenn du hier fleißig am Kochen und Braten bist«, fragt Hummelberta an Erwin gewandt, »brauchst du auch jede Menge Eier. Ist dein alter Hühnerstall noch brauchbar oder schon eingefallen?«
»Nee, nicht eingefallen, der steht noch. Kommt, wir schauen mal rein.«
Erwin kramt aus dem Schubfach im Küchenbuffet eine Taschenlampe und alle drei zuckeln im Gänsemarsch zum Hühnerstall hinter dem Haus. Es dämmert bereits und Erwin knipst am Hühnerstall angekommen die Taschenlampe an. Die Stalltür knarzt und schleift auf der Schwelle, im Stall riecht es immer noch ein wenig nach Hühnerdreck, eine dünne Schicht Einstreu liegt noch auf dem Fußboden. Erwin leuchtet alle Ecken und die beiden Legenester ab.
»Gemütlich hat es sich hier inzwischen niemand weiter gemacht, weder Waschbär noch Marder, es muss nur sauber gemacht werden, dann könnten wieder Pitten einziehen. Aber wann? Ich bin doch beim Bauen.«
»Wir helfen dir«, Hummelberta klatscht begeistert in die Hände. »Ich hole Suse zur Verstärkung und du kannst demnächst Pitten bestellen, der Hühnermann kommt doch alle vierzehn Tage ins Dorf.«
»Jepp.« Die Elfe fliegt vor Freude einen Looping.

© Christian Koch

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