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Waldschrats Abenteuerküche 4. Leseprobe: Seite 21 - 26

Als die Drei wieder in der Küche am Tisch sitzen, ist der Käsekuchen soweit abgekühlt, dass sie ihn probieren können. Sie mümmeln an ihren Stücken und sagen ersteinmal nix; Erwin schaut zur Seite, die Elfe in die Luft und Hummelberta auf ihren Weinbecher.
»Mhh, schmeckt gar nicht übel.« Berta leckt mit der Zunge einen Krümel aus ihrem rechten Mundwinkel. »Schön bissfest und zergeht trotzdem auf der Zunge. Warum das Kuchen heißt, ist mir ein Rätsel.«
»Vielleicht weil er rund ist. Das ist doch auch egal, Hauptsache er ist uns gelungen. Vielleicht sollten wir nächstes mal noch ein wenig würzen, mit Kümmel oder Anis.«
»Anis«, blubbert Erwin mit vollem Mund und nimmt sich ein weiteres Stück vom Holzbrett. »Kümmel wäre ja türkisch.«
Berta nimmt einen großen Schluck Rotwein und spült geräuschvoll ihren Mund aus. »Anis, du hast recht. Und jetzt planen wir die Materialbeschaffung.«

Nach einer guten Stunde ist der Materialplan, den die Elfe und Erwin verfasst hatten, schon etwas konkreter geworden. Steine von Pia, vielleicht hat sie auch die Dachsteine vom Stall aufgehoben, Holz von Erwins altem Freund Hein Ziesenwusel, dem Forstmann, und Hermann Eichenkötter soll die Baumstämme mit seinem Gatter zu Bauholz schneiden. Sie beschließen in der nächsten Woche gemeinsam Pia Wollust einen Besuch abzustatten, Suse soll auch mitkommen.
Nachdem Hummelberta und die Elfe nachhause gegangen sind, ordnet Erwin noch seine Notizen. Das Telefon klingelt, Erwin geht zum Küchenbufett, das Display zeigt Suse Mabuse an. Erwin hebt ab.
»Suse, mein Herz, war Berta etwa schon bei dir?«
»Ja, sie sitzt hier noch bei 'nem Ingwerlikör. Übermorgen werden wir zu der Dame mit dem heißen Namen gehen und schauen, was man dort holen kann.«
»Übermorgen, am Montag schon?«
»Na klar, wenn du Steine von ihr bekommst, kannst du gleich den Transport planen. Passt doch prima.«
»Dann sollten wir aber eine kleine Aufmerksamkeit mitnehmen, schließlich ist sie neu hier.«
»Berta nimmt eine Pulle Ingwerlikör mit, ich ein Glas Honig und du 'nen kleinen Schinken. Abgemacht? Nach-mittags um drei bist du bei mir.«
»Dann bis Montag, Suse. Schlaf gut.«
Erwin stapft die steile Treppe zu seiner Schlafkammer nach oben und liegt dann rücklings im Bett. Seine Gedanken kreisen um sein Vorhaben, der Mond scheint durch das kleine Fenster direkt auf sein Bett.
»Wie ich sehe, wirst du mit deinem Projekt wieder aktiv, das verjüngt dich, nimmt dir den Rost aus den Gelenken und dein Leben wird auch mal bunter«, flüstert der Mond in Erwins Kopf.
»Na ja, bunt geht es hier immer wieder mal zu, aber jetzt spüre ich abends zunehmend doch meine Knochen.«
»Sei froh, dass du sie noch gebrauchen kannst. Trott hatte sich bei dir eingeschlichen: Heute Suse, morgen Berta und zwischendrin die Elfe zum ausreden. Jetzt kannst du allen Dreien was Neues bieten.«
»Meinst du, das erwarten sie von mir?«
»Nee, das nicht. Aber sie finden deine Idee gut und bringen sich ein, weil sie wissen, dass es dir gut tut.«
»Ja, so ist es. Ich denke, das wird ein gutes Abenteuer. Jetzt geht es nochmal richtig los.«
Eine Wolke schiebt sich vor den Mond.

Am Montag zerrt Erwin die Plane von seinem alten Lada Niva und fährt zu Suse. Weit ist es nicht, sie wohnt gleich am Dorfrand, die roten Klinker von ihrem Haus leuchten in der Aprilsonne. Suse wartet schon am Gartenzaun, reißt die Beifahrertür auf und plumpst auf den Sitz. Erwin nimmt sie in den Arm und äugt in das Dekolleté von ihrem Sweatshirt.
»Ach, mein Mabüschen.«
»Nix jetzt Erwin, fahr los. Berta wartet.«
Am entgegengesetzten Dorfrand wartet Berta vor ihrem Holzhäuschen, die dreiviertel langen Leinenhosen lassen ihre gelbschwarzgeringelten Strümpfe voll zur Geltung kommen, die Elfe schwebt über dem Rosengitter an der Zaunpforte.
»Fährst du mit, Hedwig, oder fliegst du hinterher?«
»Ich fliege, aber voraus, die Abgase vertrage ich nicht. Deine Weiber können ja zwischendurch Blumen pflücken, Pia Wollust wird sich freuen.«
»Betone diesen Nachnamen nicht immer so.« Suse ist etwas konsterniert.
»Die Wollust nehmen wir ihr«, sagt Berta, »ist doch unser Erwin. Vielleicht hat die sich den Namen nur erkauft. Heute geht für Geld doch alles.«

Die Elfe faltet ihre Flügel und klopft an die Haustür der alten Ziegelei. Erwin, Suse und Berta steigen aus dem Lada. Nix rührt sich.
»Hallo, jemand da?« ruft Berta mit ihrer sonoren Stimme und zieht sich die Strümpfe hoch - kampfbereit. Die hier soll sich nicht an Erwin ranwanzen.
Ein roter Lockenkopf schaut um die Hausecke, Pia kommt näher. Ihre Lippen sind passend zur Haarfarbe angemalt, sie lächelt freundlich.
»Hallo Berta, ein Überraschungsbesuch in Überzahl, wen hast du denn mitgebracht?«
Die illustre Truppe stellt sich artig vor, Bertas Goldzahn blitzt, Erwin hat seine Hände schüchtern hinter dem Rücken, Suse macht einen Knicks und die Elfe bei der Begrüßung einen Hüpfer.
»Antrittsbesuch mit meinen Freunden, du weißt, Neugier kennt keinen Grenzen. Hier, nimm unser Mit-bringsel als Zeichen für ein gutes Miteinander.«
Pia führt mit ausladender Armbewegung hinter die Ziegelei, dort stehen unter einem Nussbaum Gartentisch und Stühle.
»Na denn. Nehmt Platz, ich hole uns etwas zu trinken.« Sie kommt mit einem Weidenkorb voll Bier-flaschen aus einem Stall an der Hinterseite des Hauses zurück und stellt den Korb auf den Tisch.
»Also Pia, es ist so«, beginnt Berta das Anliegen. »Erwin baut sich einen Backofen mit Kochhexe und so, also eine Abenteuerküche, und wir fragen dich, ob er Steine von dem alten Anbau dort bekommen kann.«
»Ach, daher weht der Wind. Na klar kann er die bekommen, das Teil ist ja schon halb eingefallen und ich muss die Ecke eh aufräumen.« Pia stellt jedem eine Bierflasche mit Bügelverschluss hin. »Prost«.
Es ploppt viermal als die Frauen die Flaschen öffnen, bei Erwin macht es nur Pffft.
»Pfft«, sagt Pia, »das muss doch Plopp machen.«
»Tja, mehr Druck habe ich wohl nicht mehr«, entgegnet Erwin, »aber die Hauptsache ist, dass über-haupt noch was kommt.«
Pia nickt und ihre Augen funkeln. Hinter dem Anbau meckern Ziegen.
»Hast du Ziegen?« fragt Suse. Sie hält ihre spitze Nase in den Wind, der aus dieser Richtung kommt. »Ja, riecht nach Zicke.«
»Vier Ziegen und einen Bock habe ich. Moment, ich hole uns einen Ziegenkäse zum Bier.« Pia geht zum Stall, aus dem sie das Bier geholt hat und kommt mit einem in ein Leinentuch eingewickelten runden Käse wieder, legt ihn auf den Tisch und zieht aus der Zollstocktasche ihrer Arbeitshose ein Messer. Ein Holzbrettchen zaubert sie aus der Gesäßtasche. »Greift zu«, sagt sie, während sie Tortenstückchen vom Käse abschneidet. Der Ziegenkäse wird allseits gelobt und beim Abschied lädt die Elfe Pia zum Essen am Sonnabend bei Erwin ein.

© Christian Koch

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