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Waldschrats Abenteuerküche 5. Leseprobe: Seite 26 - 33

Am Dienstag ruft Erwin beim Hühnermann an. »Was habt ihr denn zur Zeit für Pitten? Einen Hahn brauche ich auch dazu.«
»Nur noch New Hampshire, Araucana und Blausperber. Einen Hahn habe ich auch noch.«
»Passt der Hahn zu einer Rasse?«
»Die Rasse kann ich nicht sagen, vielleicht ist es Mischmasch«, sagt der Hühnermann. »Aber gut sieht er aus. Bunt und schwarze Flügel mit weißen Fingerfedern.«
»Dann nehme ich vier Blausperber und den Mischmaschhahn. Klappt das in der nächsten Woche?«
»Klappt, Dienstag dreiviertelelf vor der Kneipe.«
Erwin legt auf. Am Nachmittag fegt er im Hühnerstall die Spinnweben aus den Ecken und das Reststroh vom Fußboden, bei Hermann Eichenkötter bestellt er einen Zentner Weizen. Kurz vor Sonnenuntergang besucht ihn die Elfe. Sie hat in ihren alten Büchern geschmökert und instruiert Erwin über die Kocherei am Sonnabend. Es soll Wildragout im Teigmantel geben. Erwin ruft nochmal bei Eichenkötter an und ordert 2 Kilogramm Wildfleisch.
Am Sonnabend ist die Elfe schon am frühen Vormittag bei Erwin und beide sind emsig mit der Zubereitung ihres Experiments beschäftigt. Hedwig hat eine ihrer speziellen selbst hergestellten Gewürzmischungen mitgebracht, die dem Gericht eine besondere Note geben. Sie rührt den Krapfenteig und Erwin schneidet das Fleisch in kleine Würfel. Gerade als die Pasteten in den Ofen geschoben werden, treffen Berta und Suse ein. Die Küchen-und Haustür bleiben offen, die späte Aprilsonne scheint durch Fenster und Tür in die Küche. Während Hedwig und Erwin das Backblech im Herd beobachten und sich Notizen machen, decken Berta und Suse den Tisch.
»Wenn deine Abenteuerküche steht, Erwin, dann müssen wir unsere Experimente noch einmal machen, denn dann heißt es genauestens aufs Feuer achten, den Zug regulieren und Holz nachlegen. Vergiss nicht, in den Backofen ein Thermometer einzubauen.«
Die Elfe schaut durch die Haustür Richtung Wald. Noch niemand in Sicht.
»Jetzt könnte die Wollüstige aber mal kommen.«

Wildragout im Teigmantel

Krapfenteig für bis zu 2kg Fleisch

800g Mehl
2/3 Stk. Butter
6 EL Weißwein
4 EL Honig
12 Eigelb
2 Eiweiß
Salz
6 EL Süße Sahne

Wein und Honig durch köcheln auflösen.
Zwei Esslöffel davon in eine kleine Schüssel geben und mit den Eidottern verrühren.
Mehl, etwas Salz, Butter in Flocken, Sahne und Honig-Wein-Gemisch vermengen. Dann noch die Eidotter in den Teig geben, alles gut vermengen und den Teig auf einem eingemehlten großen Brett ausrollen. Teig in Teile nach Anzahl der Portionen trennen.

Wildragout

2 kg Wildschweinfleisch, gewürfelt
6 TL Wildgewürzmischung
1 TL Macis
20 Wacholderbeeren, zerstoßen
2 TL Ingwerpulver
Salz, Pfeffer aus der Mühle
2 Zwiebeln, kleingehackt
10 Zehen Knoblauch, kleingehackt

Das Wildschweinfleisch in einer Schüssel mit den Zutaten vermengen und eine Stunde ziehen lassen, dann in einer großen Pfanne anbraten. Ein wenig auskühlen lassen und auf die ausgerollten Teigstücke legen, den Teig über das Fleisch schlagen, gut verschließen und auf ein Backblech mit Backpapier legen, oder zwei Lorbeerblätter unter jede Pastete legen. Die Pasteten mit dem Eiweiß bepinseln um die Nähte zu verschließen.
Im Ofen erst 30 Minuten bei 200°C, dann 30 Minuten bei 150°C und danach bei 110°C insgesamt ca. 90 Minuten backen, bis der Teig braun ist.

Wildgewürzmischung

½ TL Meersalz
23 Wacholderbeeren
9 Piment
½ TL Schwarzer Pfeffer
1 TL Paprika
½ TL Anis
½ Sternanis
5 cm Zimt
2 TL Nelken
½ TL Kreuzkümmel
2 TL Koriander
½ TL Szechuanpfeffer
Muskat gerieben
2 TL Senfkörner braun
3 TL Senfkörner gelb
1 TL Chili
1 TL Paprika
3 Lorbeerblätter
½ TL Kardamom grün
2 Stk. Kardamom schwarz ausgelöst
½ TL Schwarzkümmel
1 TL Bockshornklee
2 Stk. Jaborandi (Bengalenpfeffer)

Alle Gewürze, außer Paprika, Salz und Muskat, in den jeweiligen Mengen in einer Pfanne erhitzten bis sie duften. In einer Kaffeemaschine fein mahlen und in eine kleine Schüssel schütten, Paprika und Salz hin-zugeben, Muskat darüber reiben und alles sorgfältig vermischen. Die fertige Gewürzmischung in ein Glas mit Hebelverschluss füllen.

Hedwig schaltet den Herd aus und öffnet die Ofen-Klappe, es duftet aromatisch. Ein wenig entfernt vor dem Haus klappert es rhythmisch. Pia kommt auf einem alten silbergrauen Klappfahrrad der Marke MIFA angeradelt, ihr rotes Haar weht im Frühlingswind. Vor dem Haus angekommen, steigt sie mit kühnem Schwung ab und stellt das Fahrrad an die Hauswand. Ein grünes Leinenkleid betont ihre stramme Brust, an den Füßen trägt sie knallrote Gummistiefel mit schwarzen Stulpen, passend zu ihren roten Lippen. Pia nimmt den Korb, der auf dem Gepäckträger klemmt, und geht auf die Haustür zu, in der sich Suse und Berta drängeln. Berta verdreht leicht die Augen, Suse stößt laut Luft aus ihrem Mund.
»Sag bloß, du bist die ganze Strecke auf dieser Krücke geradelt, das sind doch mehr als vier Kilometer bis hierher. Ist das ein Erbstück?«
»Das habe ich im Schuppen gefunden, Luft aufgepumpt und die Kette geölt; fährt wie geschmiert.«
Suse dreht den Kopf in Richtung Küche und schnuppert. »Die Pasteten sind auf dem Tisch, gehen wir essen, ich bin gespannt.«
Hedwig und Erwin stoßen mit ihren Rotweinbechern auf den Erfolg an und nicken den drei Frauen zu, sich ebenfalls einen Becher zu nehmen.
»Prost Leute«, sagt Erwin, »ob es schmeckt, werden wir gleich erfahren.«
»Muss«, erwidert Pia und überreicht ihm einen in Backpapier eingewickelten Ziegenkäse.
Hedwig schneidet ihre Pastete an. Ein wenig Sauce sickert aus der angeschnittenen Pastete, die dampft und einen Duft von Wacholder, Knoblauch und Anis verbreitet.
»Experiment geglückt«, sagt sie mit vollem Mund.

© Christian Koch

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