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Waldschrats Abenteuerküche 6. Leseprobe: Seite 33 - 36

Am Dienstag wartet Erwin schon ab halbelf vor der Dorfkneipe auf den Hühnermann. Der biegt pünktlich um dreiviertelelf um die Ecke am Dorfladen und hält neben Erwins Lada an. Die Pitten und der Hahn kommen in eine Transportbox, die sich Erwin von Eichenkötter geliehen hat. Bezahlen, Handschlag und Erwin düst wieder in den Tann. Er stellt die Transportbox in den Hühnerstall und öffnet die Klappe; die Pitten schauen verschüchtert umher, bis sich die erste aus der Box in den Stall traut. Erwin lugt durch das Fenster, zufrieden geht er dann ins Haus.
Am nächsten Morgen hängt Erwin seinen alten Anhänger an den Lada und zuckelt los Richtung Dorf. Der Anhänger ruckelt ab und zu und bremst den Lada ein wenig aus, er wurde lange nicht benutzt. Bei Berta angekommen läuft er schon wieder wie geschmiert. Eine Fuhre reicht noch nicht, und so muss er ein zweites Mal fahren.
»Schaut mal, was ich unter dem Schutt gefunden habe«, sagt Pia, als sie gerade den Hänger das zweite Mal beladen. Sie zeigt ihnen eine Backofentür, zweigeteilt, oben und unten je zwei Türen, in der Mitte ein waagerechter Steg.
»Bombastisch«, staunt Erwin, »die werde ich nach Maß einsetzen.«
Berta und Suse ziehen ihre Arbeitshandschuhe aus und Pia holt Bier. Dieses mal macht die Flasche von Erwin richtig Plopp, Pia nickt anerkennend. Aus dem Korb zaubert sie einen Ziegelstein, sieht aus wie nagelneu. »Schaut euch den an, in der Ecke im Stall sind noch einige mehr davon.« In den Ziegelstein ist der Schriftzug Molkenhausen eingeprägt, der Name der ehemaligen Ziegelei. »Den wirst du gut sichtbar einmauern.«

Bei Erwin werden die Ziegelsteine neben dem Fundament aufgestapelt, Ofentür und Namenstein bringt er in den Schuppen. Nachdem Berta und Suse zu den Hühnern geschaut haben, gehen sie zu Erwin in die Küche, der bereits eine Flasche Rotwein entkorkt hat. Sie stoßen auf die reiche Beute an und beschließen, am Sonnabend mit dem Mauern zu beginnen.
»Da ist doch der erste Mai, Feiertag«, mault Erwin.
»Eben, Tag der Arbeit«, entgegnet Berta resolut, »du mauerst und wir kochen gemeinsam mit Hedwig etwas Feines und am Abend wird gefeiert.«
Die Türe geht auf und die Elfe schwirrt in die Küche. »Na, hier ist ja schon wieder volle Gemütlichkeit angesagt. Habt ihr alles erledigt?«
»Schwirr mal schnell nach draußen und schau dir den Stapel Steine an, ehe es dunkel wird. Die Pitten sind übrigens auch schon im Stall«, Erwin zieht an seinem Stumpen, der Qualm macht die Atmosphäre in der Küche noch gemütlicher.
Als die Elfe von ihrer Erkundung zurück kommt, wedelt sie mit der Hand demonstrativ den Stumpen-qualm vor ihren Gesicht weg. »Wenn du in der Küche rauchst, Erwin, ist alles super, oder?«
»Ja, alles super«, sagt Suse und schiebt der Elfe einen Becher Rotwein an die Tischkante. »Lass ihn doch knastern, ich mag das. Wir sind hier heute in guter Stimmung. Deine Flügel werden schon nicht vergilben.«
»Du bist aber heute obenauf, Suse. Klingt so, als würdest du die Nacht hier verbringen.«
»Das muss ich noch mit Berta auskegeln.«
Berta grinst. »Heute bleibt Suse hier, aber ihr müsst mich erst noch nachhause fahren.«
»Wirklich tolle Stimmung. Dann werden wir jetzt kreativ und denken uns Namen für die Hühner aus. Jeder macht reihum einen Vorschlag.«
»Gut«, sagt Erwin. »Ich kaufe vier Ringe; rot, blau, gelb und grün. Der Hahn braucht keinen Ring, aber selbstverständlich einen Namen. Er soll Giuseppe heißen.«
»Giuseppe? Wie kommst du da drauf?« Suse hat schon rote Wangen. »Wird das eine italienische Nacht heute? Das sind ja ganz neue Töne.«
»Ich kannte mal einen Giuseppe, das war ein netter Kerl und der bunte Hahn erinnert mich an ihn.«
»Dann ist der Hahn schon mal gesetzt.« Die Elfe hebt ihren Becher und schaut in den Wein. »Ich lese jetzt die Farben aus und ihr schlagt einen Namen vor.«
»Du liest die Farben der Ringe aus dem Wein, Hedwig? Bist du schon dune?« Suse feixt.
»Quatsch, Elfen werden doch nicht betrunken. Also zuerst: Rot.«
»Adelheid.«
»Blau.«
»Carmen.«
»Grün.«
»Anni.«
»Gelb.«
»Katharina.«
»Puuh, das ging ruckzuck. Darauf stoßen wir an.«
Die Keramikbecher klappern und der Rotwein plätschert beim Nachgießen. Als zwei Flaschen leer sind, fährt Erwin Berta ins Dorf, die Elfe hockt auf der Rückbank und döst. »Von wegen Elfen werden nicht betrunken«, knurrt Erwin und schrammt haarscharf am Ortseingangsschild vorbei.

© Christian Koch

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